Anglizismen richtig schreiben
Fremdwörter aus dem Englischen und aus anderen Sprachen
Die Anglisierung der deutschen Sprache schreitet unaufhaltsam voran. Zwar wurden schon immer Wörter aus dem Englischen entlehnt, jedoch nie in so großer Zahl wie aktuell. Ganz unabhängig von einer stilistischen oder ästhetischen Beurteilung dieser Entwicklung gehen damit orthographisch-grammatische Schwierigkeiten einher – insbesondere bei sogenannten Komposita (Zusammensetzungen).
Generell gibt es zwei Möglichkeiten, mit fremdsprachigen Wörtern und Wendungen (auch nichtenglischen) umzugehen: Entweder man übernimmt die Ursprungsschreibung oder man versucht sie an die Regeln der deutschen Orthographie anzupassen – was nicht immer einfach ist.
Sehen wir uns beide Möglichkeiten an:
1. Übernahme der Ursprungsschreibung
Diese Variante ist die einfachere, weil man mit ihr einen fremdsprachigen Ausdruck gewissermaßen zitiert, das heißt ohne Änderungen übernimmt. Hier ergibt sich höchstens das Problem, dass allfällige Sonderzeichen der betreffenden Fremdsprache im Textverarbeitungsprogramm gesucht werden müssen. Drei Beispiele:
Man spricht hierbei von hybrid working.
Das Schlagwort der souveraineté numérique beschreibt den Sachverhalt treffend.
Diese Kennzahlen werden als key performance indicators bezeichnet.
Allerdings ist diese Variante wenig lesefreundlich. Es fehlt ein optisches Signal, das die Fremdwörter als solche kennzeichnet und vom Rest des Textes abhebt. Deswegen werden unveränderte Übernahmen aus einer Fremdsprache meist ausgezeichnet, also kursiv oder in Anführungszeichen gesetzt. Möglich ist auch die sogenannte Sperrung.
Man spricht hierbei von hybrid working.
Das Schlagwort „souveraineté numérique“ beschreibt den Sachverhalt treffend.
Diese Kennzahlen werden als k e y p e r f o r m a n c e i n d i c a t o r s bezeichnet.
Solche Hervorhebungen eignen sich bestens für sporadische Fremdwörter. Wenn hingegen große Teile des Textes aus Fremdwörtern bestehen oder einzelne fremdsprachige Begriffe sehr häufig vorkommen, ist von der Hervorhebung abzuraten. Sie macht das Schriftbild unruhig und wirkt auf Lesende verwirrend. Auch geraten unterschiedliche Arten der Schriftauszeichnung häufig in Konflikt. Zudem ist es schon beim Schreiben sehr umständlich, Wörter ständig kursiv oder in Anführungszeichen zu setzen.
In mit Fremdwörtern überfrachteten Texten lohnt es sich also, eine Angleichung an die deutsche Orthographie vorzunehmen, um auf eine Hervorhebung verzichten zu können.
Aber wie gleicht man Fremdwörter an die deutsche Rechtschreibung an?
2. Angleichung an die deutsche Orthographie
a) Substantive und substantivisch verwendete Ausdrücke
Eigentlich ist das Prinzip der Angleichung ganz einfach. Es geht nämlich davon aus, dass Fremdwörter orthographisch so behandelt werden wie ihre deutschen Entsprechungen. Das wird anhand von Fremdwörtern deutlich, die gar nicht mehr als solche empfunden werden.
Aus dem einstigen englischen Fremdwort computer wurde durch die Angleichung an die deutsche Großschreibung von Substantiven das Wort Computer, das mittlerweile fester Bestandteil unseres Wortschatzes ist.
Ebenso können alle aus dem Englischen stammenden Substantive behandelt werden (in Klammern Belege aus dem Internet):
der Fame („Was, wenn Influencer*innen der Fame zu viel wird?“)
die History („So löschst du Zeilen aus der History der Bash.“)
das Window („Das Window öffnet sich automatisch beim Start.“)
Beim Geschlecht gibt es eine Tendenz, dasjenige der (gängigsten) deutschen Übersetzung zu wählen (der Ruhm, die Geschichte, das Fenster).
Bei substantivisch gebrauchten Ausdrücken, die aus mehreren Wörtern bestehen, gilt die Großschreibung für alle substantivischen Bestandteile:
der Point of Sale
die Factory of the Future
das Training on the Job
Adjektive werden allerdings ebenfalls großgeschrieben, wenn sie am Beginn des substantivischen Ausdrucks stehen, denn dieser wird als Einheit aufgefasst und muss demgemäß mit einem Großbuchstaben beginnen:
der Wireless Router
die Happy Hour
das Mobile Office
b) Komposita
Den größten Anteil an den fremdsprachigen Begriffen dürften jedoch die sogenannten Komposita (Zusammensetzungen) ausmachen. Sie bestehen, wie deutsche Zusammensetzungen auch, aus einem substantivischen Grundwort und einem oder mehreren (meist ebenfalls substantivischen) Bestimmungswörtern.
Grundsätzlich gilt, dass zusammengeschrieben wird:
der Apfel + der Baum = der Apfelbaum
das Marketing + die Abteilung = die Marketingabteilung
das Eisen + die Bahn + der Verkehr = der Eisenbahnverkehr
Zur besseren Lesbarkeit kann ein Bindestrich gesetzt werden:
der Flughafenrestaurant-Außenbereich
Genauso gehen wir vor, wenn beide Bestandteile der Zusammensetzung englisch sind:
der Pageturner
die Firewall
das Changemanagement
Bei Fremdwörtern gibt es aber (eher als bei deutschen Zusammensetzungen) die Tendenz zum Bindestrich – der besseren Lesbarkeit halber:
Science-Fiction statt Sciencefiction
Desktop-Publishing statt Desktoppublishing
Das gilt insbesondere bei längeren Zusammensetzungen:
Science-Fiction-Podcast, nicht: Sciencefictionpodcast
Customer-Relationship-Management, nicht: Customerrelationshipmanagement