Lektorat Concisum

Die häufigsten Fehler in wissenschaftlichen Texten

Auch geübten Verfasserinnen und Verfassern unterlaufen grammatische und stilistische Fehler – errare humanum est.

Beim Lektorat wissenschaftlicher Arbeiten zeigt sich allerdings, dass manche Fehler überdurchschnittlich häufig und oft auch unabhängig von der generellen Schreibkompetenz der Verfasser/-innen vorkommen.

Der folgende kleine Antibarbarus liefert über diese „beliebtesten“ Fehler einen Überblick.

Das Wort „mehr“ ist der Komparativ (also eine Steigerungsform) zu „viel“.
Daher wird es überwiegend im Zusammenhang mit Vergleichen verwendet:

Er reist mehr als ich.

Die Reise dauerte mehr als zwei Stunden.

Das Wort „mehrere“ ist dagegen ein Indefinitpronomen.
Es bezeichnet eine unbestimmte Mehrzahl von Personen oder Dingen und hat somit nichts mit Vergleichen zu tun.

Mehrere Rentner nahmen an der Reise teil.

Die Reise dauerte mehrere Stunden.

Aus diesem Grund sind Formulierungen wie „zwei oder mehrere“ falsch – denn auch zwei sind „mehrere“.

Vielmehr ist in solchen Wendungen wieder ein Vergleich impliziert: „zwei oder mehr [als zwei]“. Darum sagt man:

Der Impuls, hier „mit zwei oder mehreren“ zu sagen, kommt wohl daher, dass wir gewohnt sind, flektierbare Wörter nach Präpositionen (hier: „mit“) zu beugen (z. B. „mit vielen anderen Spielern“). 
Diesem Impuls sollten wir im vorliegenden Fall widerstehen – denn „mehr“ ist ein Adverb und damit nicht veränderbar.

Präpositionen mit dem Genitiv

Es gibt eine Reihe von (besonders schriftsprachlich verwendeten) Präpositionen, die regelmäßig mit dem Genitiv stehen (anhand, aufgrund, dank, mittels, wegen, trotz, zugunsten usw.).
Umgangssprachlich hört man sie eher selten (aufgrund, mittels), oder man findet sie dann mit dem Dativ statt dem Genitiv verbunden (wegen dem schlechten Wetter, trotz den vielen Spenden).

Unproblematisch sind alle Fälle, in denen der Genitiv durch starke Flexion oder Verwendung eines Artikels eindeutig sichtbar (oder hörbar) ist:

aufgrund einer zu geringen Teilnehmerzahl, mittels zahlreicher Stichproben, wegen anhaltender Beschwerden, zugunsten des genannten Personenkreises, trotz rückläufiger Quoten

Schwierig wird es in folgenden Fällen:

Dem Substantiv geht ein Genitivattribut voraus

Zwar heißt es „während des fünften Klavierkonzertes“ (Genitiv) – wenn jedoch ein Genitivattribut vorausgeht, wählt man den Dativ, also nicht „während Beethovens fünften Klavierkonzertes“, sondern „während Beethovens fünftem Klavierkonzert“ oder „dank Kants kategorischem Imperativ“.

Das Substantiv steht ohne Artikel

Die Zeitungsüberschrift „Baustopp wegen beschädigten Silos“ ist unter Umständen missverständlich.
Um wie viele Silos geht es? Um eines oder mehrere?

Da „wegen“ auch mit dem Dativ stehen kann, kann „beschädigten Silos“ als Genitiv Singular oder Dativ Plural aufgefasst werden. Sollte es sich wirklich nur um ein Silo handeln, ist Eindeutigkeit nur mit dem Artikel herzustellen: „wegen eines beschädigten Silos“.

Ansonsten gilt: Gibt es eine erkennbare Genitivform, dann sollte sie, zumindest schriftsprachlich, auch verwendet werden („infolge Geldmangels“).

Da der Genitiv Plural im Deutschen keine Endung hat, die ihn von anderen Kasus abheben würde, wird oft auf den Dativ ausgewichen: mittels Säcken, inmitten Häusern.

Gutes Deutsch ist das aber nicht, und deshalb sind solche Konstruktionen nur dort legitim, wo Platzmangel herrscht, z. B. in Zeitungsüberschriften oder auf Hinweisschildern.

In einem anständigen Text ist eine präpositionale Konstruktion immer vorzuziehen: infolge von Geldmangel, mithilfe von Säcken, inmitten von Häusern.

Doppeltes Genitivattribut

Das Genitivattribut konnte früher nach lateinischem Vorbild sowohl vor als auch nach dem Bezugsbegriff stehen: das Haus der Großmutter oder der Großmutter Haus, die Freunde des Vaters oder des Vaters Freunde.

Letztere Verwendung (die Voranstellung) gab Anlass zu zahlreichen Verbindungen, die heute als Komposita aufgefasst werden. Aus „des Tages Licht“ wurde das „Tageslicht“, aus „des Kindes Wohl“ das „Kindeswohl“.

Inzwischen wird das Genitivattribut nur noch selten vorangestellt, z. B. bei Eigennamen („Peters Fahrrad“, „Schillers Werke“, „Berlins kulinarische Highlights“).

Schwierig wird es, wenn ein solcher Ausdruck selbst als Genitivattribut verwendet wird.

Der Nominalausdruck „Schillers Werke“ enthält bereits ein Genitivattribut (nämlich „Schillers“). Möchte ich diesen Ausdruck wiederum im Genitiv an ein weiteres Nominalglied anhängen, dann entsteht Verwirrung: „die Entstehung Schillers Werke“, „Aspekte Maria Montessoris Pädagogik“.

Die artikellose Flexion des Deutschen bietet hier nicht genügend Unterscheidungsmerkmale, um Klarheit zu schaffen.
Da hilft nur das Ausweichen auf Präpositionen („die Entstehung von Schillers Werken“, „Aspekte von Maria Montessoris Pädagogik“) oder eine Umstellung mit Verwendung des Artikels („die Entstehung der Werke Schillers“, „Aspekte der Pädagogik Maria Montessoris“).

„Dazu gehören“, „dazu zählen“ usw.

Wendungen wie „zu etwas gehören“ oder „zu etwas zählen“ bedeuten, dass es neben den genannten Elementen noch weitere gibt: Bananen und Avocados zählen zu den Südfrüchten – aber es gibt noch mehr Südfrüchte.

Bei einer vollständigen Aufzählung aller Elemente kann man daher nicht sagen, dass  diese „dazugehören“, also nicht: „Friedrich hat zwei Geschwister. Dazu gehören Mia und Jan.“
Mia und Jan sind in diesem Fall keine Teilmenge, sondern die Obermenge – sie sind Peters Geschwister.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, das auszudrücken, z. B.:

Friedrich hat zwei Geschwister: Mia und Jan.

Friedrich hat  zwei Geschwister, nämlich Mia und Jan.

Friedrich hat zwei Geschwister. Diese heißen Mia und Jan.

Ähnlich lassen sich die Eingangsbeispiele verbessern:

Redundantes Demonstrativ­pronomen

Demonstrativpronomen (schriftsprachlich vor allem „dieser“ und „jener“) werden in erster Linie dazu verwendet, um auf einen bestimmten, vom Sprecher gemeinten Gegenstand hinzuweisen oder zu „zeigen“ (lat. demonstrare = zeigen).
In Texten wird natürlich nicht mit dem Finger gezeigt. Dennoch kann das Demonstrativpronomen verwendet werden, um etwas Gemeintes eindeutig zu indentifizieren.

Die Literatur folgt größtenteils der Definition von Schmid und Heinze (2013). Daher wird diese [und keine andere] im Folgenden übernommen.

Allerdings ist eine solche Hervorhebung überflüssig, wenn sie bereits durch andere sprachliche Mittel hergestellt ist, vor allem durch Zusätze wie „(oben) genannt“, „(oben) vorgestellt“, „in Kapitel 3.2 erläutert“ o. Ä.
Da ein Missverständnis hier ausgeschlossen ist, genügt es, statt des Demonstrativpronomens den bestimmten Artikel zu verwenden.

Wiederholung des unbestimmten Artikels

Nicht nur aus stilistischen, sondern auch aus logischen Gründen ist es meist nicht ratsam, mehrere unbestimmte Artikel aufeinander folgen zu lassen.

Zwar sind die obigen Aussagen gut verständlich. Schöner und folgerichtiger sind aber die folgenden Alternativen:

Der Versuch einer Aufarbeitung der Problematik ist zwar nur einer unter vielen (was für den unbestimmten Artikel spricht). Dagegen gibt es nur den einen Versuch einer Aufarbeitung der Problematik in Kapitel 2 dieser Arbeit (das spricht für den bestimmten Artikel).

Die Verwaltung, in der Herr A. arbeitet, ist zwar nur eine unter vielen (unbestimmter Artikel), aber die einzige in der genannten mittelgroßen Stadt (bestimmter Artikel).

„Wörter“ oder „Worte“?

Zwischen den Pluralformen „Wörter“ und „Worte“ wird meist differenziert.

„Wörter“ sind sprachliche Einheiten, vor und nach denen im Text ein Leerzeichen steht. Der Satz „Sie trinkt Tee“ besteht folglich aus drei Wörtern.

„Worte“ sind dagegen mehrere in einem Sinnzusammenhang stehende Wörter, z. B. einer Rede oder eines Textes. Man sagt daher: „Sie hat mir aufmunternde Worte geschrieben/ausgesprochen“ usw.

Bei Komposita wie „Suchwort“, „Schlagwort“, „Stichwort“ gelten allerdings beide Pluralvarianten („Suchworte“ und „Suchwörter“ usw.) als korrekt, obwohl damit meist einzelne „Wörter“ gemeint sind.

Überflüssiges „dieser“ statt Präpositionaladverb

Sofern ein Missverständnis ausgeschlossen ist, ist es vollkommen überflüssig (und sehr sperrig), ein Demonstrativpronomen statt eines passenden Präpositionaladverbs zu verwenden.
Viele Verfasser/-innen sind hier zu Unrecht verunsichert und vermuten, das Adverb sei stilistisch fragwürdig oder gar umgangssprachlich.

Ganz im Gegenteil! Es gibt kaum eine klarere und einfachere Art und Weise, auf etwas bereits Genanntes zurückzuverweisen, als mit den zahlreichen Präpositionaladverbien, die die deutsche Sprache bietet.

Metasprache

Obige Aussagen sind missverständlich.

Geht es im ersten Beispiel darum, ob ein nicht genanntes Wort in einem bestimmten Text häufig vorkommt, oder ist vielmehr „oft“ das Wort, das im Text gesucht wird?

Haben im zweiten Beispiel viele Probanden eine nicht näher genannte Antwortmöglichkeit nur selten gewählt oder war „nicht sehr häufig“ gerade die Antwortmöglichkeit, die von den meisten Probanden gewählt wurde?

Wenn der fragliche Begriff nicht die zu erwartende syntaktische Funktion erfüllt (hier: adverbiale Bestimmung), sondern als Apposition zu einem anderen Wort gehört, dann spricht man von einer metasprachlichen Verwendung.

Diese kennzeichnet man – damit keine Missverständnisse entstehen – meist mit Anführungszeichen, gelegentlich auch mit Kursivsatz:

Redundante Verwendung von Modalverben

Modalverben sind nützliche Hilfsmittel, um Verben zu modifizieren und damit etwas über deren Kontext auszusagen. Man kann etwas sagen – oder man kann es sagen dürfen, können, mögen, müssen, sollen oder wollen.

Der Wille, etwas tun zu wollen ist jedoch genauso redundant wie die Pflicht, etwas tun zu müssen und andere ähnliche Wendungen.

In solchen Fällen genügt ein einfacher Infinitiv ohne Modalverb:

Überblick + Genitiv

Der Genitiv drückt in erster Linie Zugehörigkeit und Herkunft aus. Im Zusammenhang mit dem Wort „Überblick“ passt das meist nicht – oder ist zumindest undeutlich.

Ein „Überblick der Abteilungen des Unternehmens“ könnte eine überblicksartige Darstellung sein, die den Abteilungen vorliegt oder von ihnen erstellt wurde.
Gemeint ist dagegen eine Darstellung, die einen Überblick über die verschiedenen Abteilungen des Unternehmens vermittelt.

Die Kollokation „Überblick über“ ist also nicht nur deshalb besser, weil sie häufiger vorkommt, sondern auch, weil sie logisch richtiger ist.

Wenn Eltern am Spielplatzrand sitzen, haben sie wahrscheinlich lieber einen guten „Überblick über die Kinder“ als den „Überblick der Kinder“. Letzterer ist (abhängig vom Alter) in der Regel eher eingeschränkt. Daher:

Bezugsfehler

Für Komposita gilt generell: Das Zweitglied (das Grundwort) trägt das semantische Hauptgewicht. Das Erstglied (das Bestimmungswort) modifiziert die Bedeutung des Grundwortes (eine Fabrik ⇒ was für eine Fabrik? ⇒ eine Tabakfabrik).
Das sieht man auch daran, dass das Zweitglied für das Geschlecht des Kompositums ausschlaggebend ist („der Tabak“, aber „die Tabakfabrik“).

Wenn sich Nebensätze, Attribute usw. auf ein Kompositum beziehen, dann können sie sich folglich nur auf das Grundwort beziehen – mit allen grammatischen Konsequenzen.

Möchte man sich hingegen auf das Erstglied beziehen, dann muss man es aus dem Kompositum herauslösen:

(Nicht) korrespondierende Partikeln

Im Deutschen gibt es mehrere feststehende Verbindungen von Partikeln (Adverbien, Konjunktionen), die in der Regel paarweise auftreten (sowohl … als/wie [auch], weder … noch, zum einen … zum anderen usw.).

Auch wenn es prinzipiell ratsam ist, abwechslungsreich zu schreiben, sollte man in solchen Fällen dringend auf Variationen verzichten. Denn die festen Verbindungen helfen dabei, einen Text logisch zu strukturieren.

Das erste Wort wird dabei von Lesenden als Signalwort wahrgenommen: Wer „einerseits“ liest, erwartet auch „andererseits“.
Wird diese Erwartung enttäuscht, entsteht der Eindruck, es fehle etwas.

Zudem sind z. B. „sowohl“, „als auch“, „sowie“ oder „und“ nicht einfach Synonyme, die beliebig ausgetauscht werden dürfen.
Vielmehr stehen die ersten beiden immer paarweise, während die letzten beiden mehrfach verwendet werden können („A und B und C“).

In Kombination dienen die unterschiedlichen Konjunktionen dazu, längere Aufzählungen übersichtlich zu strukturieren.

Der Gemüsehändler bot sowohl Äpfel und Birnen als auch Karotten und Kartoffeln sowie eine breite Auswahl an Gartenkräutern.

Daher lauten die Eingangsbeispiele verbessert:

Besonders oft werden die Konjunktionen „je“, „desto“ und „umso“ durcheinandergebracht.

Die Regel hierzu ist denkbar einfach: „Je“ kommt immer vor, „desto“ und „umso“ sind austauschbar – unabhängig von der Satzstellung:

Allein stehendes Demonstrativum im Genitiv

Die Demonstrativpronomen „dieser, diese, dieses“ können zwar auch substantivisch (also allein stehend) gebraucht werden:

Peter hat eine Freundin. Diese wohnt in Hamburg / Dieser schrieb er einen Brief / Mit dieser fuhr er nach Spanien usw.

Das allein stehende Pronomen kann aber niemals im Genitiv stehen.

Zwar wurde diese Konstruktion in der Kanzleisprache des 18. Jh. (als direkte Übersetzung aus dem Lateinischen: frater eius Hamburgi habitat) verwendet, sie ist aber unglaublich schwerfällig und lädt zu Missverständnissen ein.

Für diesen Fall bietet das Deutsche wesentlich elegantere Lösungen:

Siehe dazu auch hier.

„Durch“ statt „wegen“ usw.

Das Wörtchen „durch“ wird  häufig an unpassender Stelle eingesetzt.
Dabei ist der falsche Gebrauch besonders schriftsprachlich zu beobachten – die meisten Schreibenden würden sich in einer Gesprächssituation korrekt ausdrücken. 

So werden Kinder heute oft „durch ihre Eltern“ von der Schule abgeholt, ein Fußballspiel findet „durch das schlechte Wetter“ nicht statt oder jemand kann „durch Krankheit“ an einem Seminar nicht teilnehmen.

Die Präposition „durch“ hat einen lokalen oder instrumentalen Sinn.
Sie gibt also eine Richtung (Sie fuhren durch den Tunnel) oder das Mittel/Werkzeug an, durch das etwas verursacht wird (Das Fahrzeug wurde durch Hagel beschädigt).

Unpassend ist „durch“, wenn

a) in einem Passivsatz die handelnde Person benannt werden soll.

Die Kinder werden von ihren Eltern abgeholt. 

b) ein kausales Verhältnis besteht.

Das Fußballspiel fand aufgrund/wegen des schlechten Wetters nicht statt.

Er konnte wegen/infolge seiner Erkrankung nicht an dem Seminar teilnehmen.

Hierher gehört auch der sehr beliebte, aber stilistisch fragwürdige Satzanfang „Dadurch, dass …“.
Er hat ebenfalls instrumentale Bedeutung und sollte (wenn überhaupt) nur in diesem Sinne verwendet werden.
Für alle anderen Fälle gibt es passendere Konjunktionen wie „da“ oder „weil“.

Instrumental – und damit legitim – ist dagegen eine Formulierung wie die folgende:

„Einhergehend“

Wer einen schönen Park um die Ecke  hat, kann darin „einhergehen“.

Wenn aber zwei Entwicklungen parallel verlaufen, dann geht die eine mit der anderen einher – und dieses kleine Wörtchen macht im obigen Satz den Unterschied zwischen einer zutreffenden Feststellung und einer wenig sinnvollen Aussage.

„Sofern“, „insofern“, „soweit“ und „insoweit“

Die Wörter „insofern“ und „insoweit“ sind Synonyme und untereinander austauschbar.
Dagegen bedeutet „sofern“ etwas anderes als „insofern“. – Alles klar?

Der Reihe nach:

„Insofern“ und „insoweit“ sind Adverbien und bedeuten so viel wie „in dieser Hinsicht“ oder „vor diesem Hintergrund“.
Sie stellen also einen Bezug zu einem bereits genannten Sachverhalt her:

Das Auto hat einen großen Kofferraum und liegt preislich im Rahmen. Insoweit kommt es für mich in Frage.

Dass „insoweit/insofern“ Adverbien sind, zeigt sich auch daran, dass man sie im Satz relativ frei positionieren kann:

Insofern kommt es für mich in Frage. / Es kommt insofern für mich in Frage. / Für mich kommt es insofern in Frage.

Oft korrelieren „insofern/insoweit“ mit einem Vergleichssatz, der mit „als“ (nicht mit „dass“, „als dass“ oder „weil“!) eingeleitet wird.

Nicht sehr schön ist es, „insofern/insoweit als“ wie eine eigenständige Konjunktion zu behandeln:

Anders verhält es sich mit den Wörtern „soweit“ und „sofern“, die beide ausschließlich als Konjunktionen verwendet werden (also am Satzanfang oder nach einem Komma).

Ich habe dir das Buch bereits zurückgegeben, soweit ich mich erinnere.

Ich gebe dir das Buch zurück, sofern ich es dir nicht schon zurückgegeben habe.

Entsprechend gilt für das Beispiel mit der allergischen Reaktion:

„Dieser“ statt „er“ usw.

Um einen bereits genannten Begriff zu ersetzen, verwendet man Pronomen.
Sind Missverständnisse ausgeschlossen, dann wählt man Personalpronomen (er, sie, es, ihm, ihr, ihnen, ihn), in Verbindung mit Präpositionen ggf. auch Präpositionaladverbien (darauf, darin, darüber usw.).

Diese Regel ist ebenso einfach wie absolut zwingend für einen knappen, klaren und verständlichen Stil.

Im letzten Fall wäre „dieses“ geradezu irreführend, weil es von Lesenden mit dem Privatrecht assoziiert werden könnte.

Die Verwendung von Demonstrativpronomen wie „dieser“ ist also nicht „wissenschaftlicher“ oder präziser oder stilistisch besser als die Verwendung einfacher Personalpronomen (wie oft fälschlich angenommen), sondern in vielen Fällen stilistisch schlechter, unpräziser und damit unwissenschaftlicher.

Position von Attributen

Die Stellung einzelner Wörter und Satzglieder im Satz folgt bestimmten (sehr komplexen) Regeln, die wir in der Regel intuitiv richtig anwenden. Eine gewisse Unsicherheit kommt jedoch häufig bei der Stellung von Attributen auf, zumal wenn mehrere davon aufeinanderfolgen.

Als Attribut bezeichnet man ganz allgemein ein Wort oder eine Wortgruppe, die ein Nominalglied (meist ein Substantiv) näher bestimmt. Besonders häufig kommen folgende Attribute vor:

  1. Adjektivattribut (z. B. der berühmte Dichter)
  2. Genitivattribut (z. B. das Bild des Dichters)
  3. präpositionales Attribut (z. B. das Bild auf dem Umschlag)
  4. attributive Partizipialgruppe (z. B. das auf dem Umschlag abgedruckte Bild)

Probleme gibt es in der Regel bei Nr. 2 und 4. 

Das Genitivattribut schließt sich fast immer direkt an das Wort an, auf das es sich bezieht. Das ist besonders wichtig, wenn es weitere Attribute gibt, die auf dasselbe Wort Bezug nehmen.

Zum Beispiel kann ein Bild des Dichters auf dem Umschlag abgedruckt sein. Das ist dann ein „Bild des Dichters auf dem Umschlag“, nicht ein „Bild auf dem Umschlag des Dichters“. 

Man kann sich also als Faustregel merken: Genitiv- vor präpositionalem Attribut.
Sonst wird die „Liebe der Freundin zum Freund“ zur „Liebe zum Freund der Freundin“.

Im Unterschied zum Genitivattribut steht das attributive Partizip in aller Regel direkt vor dem Wort, auf das es sich bezieht (wie ein Adjektiv). Hier ist allerdings zu differenzieren, ob weitere Attribute sich auf das Partizip oder auf dessen Bezugswort (das Substantiv) beziehen.

Manchmal macht das kaum einen Unterschied. Es gibt aber auch Fälle, in denen der Sinn der Aussage durch die falsche Wortstellung verändert wird.

So lecker „die gebratene Ente von Peter“ auch sein mag – nur bei der „von Peter gebratenen Ente“ kennen wir auch den Koch.

Entsprechend sind die Eingangsbeispiele wie folgt zu korrigieren:

„Im Vergleich zu“ statt „als“

Die Vergleichspartikel beim Komparativ lautet im Deutschen schlicht „als“. 

A ist größer als B.

Peter isst mehr als Tina.

Zwar geht es hier um einen Vergleich – dieser wird aber nicht durch „im Vergleich zu“ ausgedrückt, sondern schlicht durch „als“.

Die Wendung „im Vergleich zu“ hat einen anderen Sinn und steht meist auch ohne Komparativ:            

Im Vergleich zu seinem letzten Buch fand ich sein neuestes Werk misslungen.

Im direkten Vergleich der beiden Konkurrenten überzeugte das Schweizer Produkt.

Entsprechend lauten die Eingangsbeispiele korrekt (und viel einfacher):

Genitivketten

Solche Reihen von Genitiven sind nicht nur schwer verständlich, sondern – zumindest im Deutschen – auch völlig unnötig.

Sie können meist leicht umformuliert werden, indem man Komposita bildet oder Adjektive einsetzt.

Die „Auswertung des Fragebogens“ kann man z. B. zur „Fragebogenauswertung“ zusammenfassen, und der „König der Niederlande“ ist der „niederländische König“.

Auch Verbalstil statt Nominalstil kann Genitivketten entschärfen. Statt „Im Anschluss erfolgt die Diskussion der Ergebnisse“ heißt es dann „Anschließend werden die Ergebnisse diskutiert“.

Wesentlich eleganter als die Eingangsbeispiele sind also die folgenden Varianten: